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Interview mit Olivia Wassner vom Affoltern Anzeiger

13.06.2019

«Wichtig ist, sich selber nicht zu viel Druck zu machen»

Vom 23. August bis 8. September messen sich die besten Volleyball-Nationen des Kontinents an der Europameisterschaft. Dass die Schweiz dabei ist, dazu hat die 20-jährige Passeurin Olivia Wassner aus Affoltern massgeblich beigetragen.

Von Thomas Stöckli

Als Passeurin setzt Olivia Wassner die Schweizer Angreiferinnen in Szene. (Bild Marc Raeber)

 

«Anzeiger»: Erstmals hat sich die Schweiz auf sportlichem Weg für eine EM-Endrunde qualifiziert. Was bedeutet es Ihnen, Teil dieser Mannschaft zu sein?

Olivia Wassner: Für mich ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Das ist das, wofür ich in den letzten sieben, acht Jahren gearbeitet habe. Es bedeutet mir viel, ein Teil dieser Mannschaft zu sein.

Was zeichnet die Mannschaft aus?

Wir sind eine sehr junge Mannschaft. Das hilft uns, weil wir auf der gleichen Stufe des Lebens sind und uns gut verstehen. Das fördert den Teamgeist. Wir haben einen sehr guten Zusammenhalt.

«Ich muss sehen, was die Gegnerinnen machen, wo die schwachen Block-Spielerinnen stehen.»

In Montreux haben Sie jüngst Gelegenheit gehabt, sich mit anderen Nationen zu messen. Was sind die Erkenntnisse?

Das waren die weltbesten Nationen und wir haben gegen jeden Gegner einen Satz gewonnen. Das zeigt, welches Potenzial wir haben. Jetzt müssen wir noch die Konstanz erreichen, über die ganze Spieldauer mithalten zu können. Natürlich war es auch toll, gegen die besten Spielerinnen der Welt zu spielen.

In der EM-Qualifikation erhielten Sie in entscheidenden Momenten das Vertrauen des Trainers. Wie haben Sie das erlebt?

Es hat mir sehr viel bedeutet, auf dem Feld zu stehen im Moment der Qualifikation. Der Trainer hat mir das Vertrauen gegeben, weil er wusste, dass ich es durchziehen kann.

Wie waren die Reaktionen aus Ihrem Umfeld?

Es waren alle überglücklich und sehr stolz auf uns.

Wie sieht die weitere Vorbereitung aus im Hinblick auf die EM?

Jetzt haben wir Ferien. Das nächste Training ist am 20. Juni. Vom 1. bis 15. Juli spielen wir an der Universiade. Dort wird das EM-Kader endgültig festgelegt. Am 3. August beginnt dann die EM-Vorbereitung. Es werden nur 14 Spielerinnen mit an die EM genommen. Wir sind drei Passeusen, da ist es noch nicht sicher, ob ich mitdarf. Ich hoffe es natürlich schwer (lacht).

Was machen Sie persönlich, um im entscheidenden Moment in Form zu sein?

Ich gehe drei Mal die Woche ins Fitness und gebe natürlich in den Trainings alles. Für die mentale Unterstützung habe ich mich mit einer Sportpsychologin in Verbindung gesetzt, um besser mit dem Druck umgehen und im entscheidenden Moment meine Bestleistung abrufen zu können. Wichtig ist, sich selber nicht zu viel Druck zu machen. Das lastet sonst zusätzlich auf einem.

Als Passeurin setzen Sie die Angreiferinnen in Szene. Worauf gilt es dabei zu achten?

Ziemlich viel (lacht). Ich muss taktisch überlegen: Welche Angriffssituation macht Sinn? Ich muss sehen, was die Gegnerinnen machen, wo die schwachen Block-Spielerinnen stehen. Ich muss Rücksicht nehmen auf die eigenen Mitspielerinnen: Wenn eine einen Ball retten musste, ist sie nicht mehr anspielbar. Und ich muss spüren, wann ich schnell spielen kann und wann die Angreiferinnen noch Zeit brauchen.

Wenn eine Angreiferin ein- zweimal nicht durchkommt, können auch die Nerven zu flattern beginnen, wie gehen Sie damit um?

Dazu muss man seine Mitspielerinnen kennen: Soll ich sie sogleich nochmals anspielen, damit sie den Punkt machen kann, oder gebe ich ihr eine Pause.

Wo sehen Sie ihre grösste Stärke?

Mit meiner Grösse – für eine Passeuse – habe ich beim Block sicher einen Vorteil. Auch taktisch kann ich viel einbringen mit meiner Spielintelligenz und den Überblick behalten.

Mit ihrer Grösse und Übersicht ist die Affoltemerin (Nummer 20) auch als Blockspielerin wertvoll – wie hier gegen Kroatien. (Bild zvg.)

--> Kleiner Einschub von Volley Obfelden. Hier noch als Mitte Angreiferin im Jahr 2013.

 

In der Schweizer Gruppe D (Spielort: Bratislava) sind mit Russland und Deutschland die beiden stärksten Teams der letzten EM. Wie schätzen Sie die Ausgangslage ein?

Wir sind als letzte rangiert. Aber gegen Deutschland haben wir in Montreux einen Satz gewonnen. Wenn wir dieses Niveau länger halten können, können wir auch gegen die Grossen mitmischen. Wenn alle gut spielen, liegt es drin, uns für die nächste Runde zu qualifizieren. Dazu müssen wir zwei Teams schlagen. Am besten stehen die Chancen gegen die Slowakei und gegen Spanien.

Was braucht es, um auch mal gegen einen favorisierten Gegner reüssieren zu können?

Manchmal hilft der Überraschungs-Effekt. Aber es braucht sicher viel Teamgeist und Arbeit. Alle müssen etwas mehr machen als sonst. Der Wille ist sehr wichtig.

Begonnen haben Sie mit dem Volleyballspiel in Obfelden. Was haben Ihre ersten Trainer richtig gemacht?

Nach einem Jahr bei den Juniorinnen in Obfelden haben sie mich bereits für die SAR-Sichtung angemeldet (SAR ist das Sichtungsgefäss für das regionale Trainingszentrum, Anm. d. Red.). Dabei konnte ich da noch gar nicht richtig Volleyball spielen. Wegen meiner Grösse wurde ich trotzdem ausgewählt.

Mittlerweile haben Sie ein Sportstipendium, was bedeutet Ihnen dies?

Das ist unglaublich viel Geld. Die Privatuni wäre sonst sehr teuer. Fürs Volleyballspielen alles bezahlt zu bekommen, das ist sehr grosszügig. Und es ist eine gute Möglichkeit, Volleyball und das Studium zu kombinieren.

Was zeichnet die Bedingungen an Ihrer Uni in Washington DC aus?

Wenn ich in der Nationalliga A spielen würde, hätte ich zweimal am Tag Training. Wir trainieren nur einmal, dafür drei Stunden am Stück. Das Umfeld ist sehr professionell organisiert. Wir haben drei Vollzeit-Trainer, die besten Nati-A-Teams haben einen oder zwei. Während der Saison von Ende August bis November reisen wir mit dem Bus der ganzen Ostküste entlang. Das sind bis zu sieben, acht Stunden Fahrt.

Und wie ist das Spielniveau?

Sehr unterschiedlich. Es sind 300 Teams in der Division 1, die besten auf Schweizer Top-Niveau, die schlechtesten etwa Nationalliga B. Wir sind in der Mitte.

«Wenn alle gut spielen, liegt es drin, uns für die nächste Runde zu qualifizieren.»

Was ist Ihr grösstes Karriereziel?

Ich möchte an die EM und es geniessen können. Der Druck ist etwas gross im Moment. Bei so viel Volleyball muss man sich immer wieder motivieren können. Manchmal geht dabei der Blick auf das Positive etwas verloren. Drum ist die mentale Arbeit so wichtig.

Können Sie dazu eine konkrete Übung nennen?

Nach jedem Training schreibe ich mir drei Sachen auf, die gut waren. Ich bin ein ehrgeiziger Mensch und mache mir selber grossen Druck. Viele Leute verstehen nicht, dass es nicht so einfach ist, mit diesem Druck umzugehen.

Was würden Sie einem jungen Mädchen empfehlen, das in Obfelden mit dem Volleyballspiel beginnt und Sie als Vorbild bewundert?

Es ist cool, Vorbilder zu haben, aber man muss sich auch bewusst sein, dass viel Arbeit dahintersteckt.

Von Volley Obfelden in die Nationalmannschaft

Olvia Wassner – Bezirksanzeiger vom 25.10.2018

Olivia Wassner im Nationaldress zu Hause im Schwandenrain, Affoltern. (Bild zvg.)

Eine ehemalige Juniorin von Volley Obfelden ist auf Erfolgskurs: Die erst 19-jährige Olivia Wassner aus Affoltern spielt bereits als Passeuse in der Schweizer Frauennationalmannschaft.

 

Vor acht Jahren kam die damals elfjährige Olivia zum ersten Mal in die Turnhalle Schlossächer in Obfelden. Niemand ahnte nach diesen ersten zwei Trainingsstunden, dass sie am Anfang einer steilen Karrierekurve stand: Sie erhielt ein Aufgebot für ein SAR-Sichtungstraining (Séléction de l’Association Régionale). Dort werden die talentiertesten Juniorinnen und Junioren der Region gesucht. Danach spielte sie während einer Saison in der dritten Liga bei Volley Obfelden und parallel in der ersten Liga bei Voléro Zürich. Ein Nati-B-Angebot von Steinhausen folgte und schlussendlich kam eine Anfrage von Volley Top Luzern für die erste Mannschaft in der Nati A. Dort spielte sie während zweier Jahre, bevor sie im vergangenen Jahr nach Washington DC reiste, um dort an der American University zu studieren und Volleyball zu spielen. Im letzten Sommer bestritt Olivia Wassner mit der Schweizer Nationalmannschaft erfolgreich die erste Phase der EM-Qualifikation und ist mit ihrem Team schon mit einem Bein in der Endrunde.

Andere Dimensionen in Amerika

«Mit der Anfrage aus Amerika ging ein Kindheitstraum in Erfüllung», sagt die Affoltemerin. Dank eines Stipendiums kann sie seit einem Jahr an der American University Neurowissenschaften studieren und im Uni-Team Volleyball spielen. Für sie war es nach dem ersten Aufgebot der Junioren Nationalmannschaft 2012 klar, dass sie weit hinaus möchte in diesem Sport. Daher war es auch immer das Ziel, in einem ausländischen Team zu spielen. «Das Schweizer Volleyball ist leider nicht das Beste im internationalen Vergleich», erklärt Olivia Wassner.

Auch beim Spielstil gäbe es grosse Unterschiede. «Das Spiel ist viel schneller und intensiver, da man die Pässe und die Annahmen nur so hoch wie nötig spielt.» Diese Umstellung sei ihr aber nicht allzu schwer gefallen. Viel mehr Mühe bekundete sie mit den mentalen Anforderungen der Trainer. Man verlange, dass sie von sich aus sage, was sie wolle. «Mein Trainer sagte mir, ich hätte noch zu viel von der zurückhaltenden Mentalität der Schweizer», sagt sie lachend. Auch dass an den Spielen bis zu 3000 Zuschauer anwesend sind, ist Neuland für die Schweizerin. «Grosse Unis haben an Finalspielen sogar bis zu 20000 Zuschauer.» Das sei schon eine krasse Vorstellung, einmal in einer solchen Atmosphäre spielen zu können.

An die Auswärtsspiele reise das Team mit ihrem blauen Teambus der Uni. «Das ist wie in einem dieser amerikanischen Collegefilme», sagt sie lachend. In ihrer Gruppe beendeten sie die letzte Saison auf dem ersten Rang und konnten dadurch in die nationale Ausscheidung. Über ihre Zukunft ist sich Olivia Wassner noch nicht ganz sicher. «Vielleicht komme ich nächstes Jahr zurück in die Schweiz und spiele wieder für ein Nati-A-Team.» Sie wolle vielleicht ein Medizinstudium beginnen.

Bezirksanzeiger Affoltern